Zwischen den Jahren
Zwischen den Jahren
entsteht ein Raum
zum Zurückschauen
zum Erinnern und zum Verabschieden,
zum Wahrnehmen, was ist,
jetzt, in diesem Moment,
und zum Nach-vorn-schauen
und Loslaufen mit einem beherzten Ja!
Tania Konnerth
Nun sitze ich zwischen den Jahren und schaue zurück, erinnere mich an besondere Momente in 2024. Was war, was ist und was wird wohl kommen?
Dieses Jahr war sehr intensiv, ich habe viel gelernt, viel gearbeitet und ich bin in Demut. Auch wenn ich in diesem Jahr viel mit meiner eigenen Gesundheit beschäftigt war, so bin ich (vielleicht gerade deswegen) dankbar, dass ich heute hier sitzen und schreiben kann. Viel zu oft nehmen wir unsere Gesundheit als selbstverständlich hin. Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk, das zeigt sich ja besonders in der Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett. Sehr oft sage ich meinen zu betreuenden Frauen: “Denke an Dich, nimm dir Zeit für dich“. Bei mir selbst bin ich oftmals nicht so streng, gerne nehme ich noch zusätzlich etwas Arbeit an, weil mir die Frauen, die nicht versorgt sind, leidtun.
Allerdings ist das System das Problem und ich kann das nicht retten, was seitens der Politik nicht bzw. ungenügend geregelt wird. Wir Hebammen haben über Jahre keine Erhöhung erhalten, es gab weder eine Coronazulage, noch einen Inflationsausgleich, die Verhandlungen mit dem Spitzenverband der Krankenkassen sind gescheitert und es muss nun die Schiedsstelle klären wie es weiter geht. Alles in allem ein nervenaufreibender Prozess mit viel Hoffen und Bangen. Viele Kolleginnen gehen aus dem Beruf, weil sie den Druck nicht mehr aushalten können. Die Situation macht mich traurig und wütend zu gleich. Wollen wir Hebammen doch stets das Beste für unsere zu begleitenden Familien.
Die Gesamtpolitische Situation ist ebenfalls sehr herausfordernd, ebenso die politische Situation im eigenen Land. Es herrscht viel Unruhe. Wie kann es mir gelingen, in diesen Zeiten Familien mit Ruhe und Zuversicht zu begleiten? Wie schaffe ich es, wieder mehr Leichtigkeit in unser aller Leben zu holen, dabei solidarisch mit meinem Gegenüber umzugehen? Das sind die Herausforderungen der Zukunft und das sind Gedanken, die mich beschäftigen.
Was mir in diesem Jahr leider nicht gelungen ist, ist mein Yogaspektrum zu erweitern. Aktuell gibt es Yoga vor und nach der Geburt und ich bin sehr dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Für 2025 plane ich ab dem Frühjahr Yinyogakurse und verschiedene Workshops rund ums Yoga. Es ist die große Aufgabe, zusätzlich zu meiner Hebammenarbeit Neues zu etablieren. Ich freue mich aber schon sehr darauf.
Insgesamt habe ich in 2024 wieder über 130 Frauen getroffen, dabei das ganze Spektrum meiner Arbeit bedient. Rund 55 Familien habe ich gerade in Betreuung und ich möchte auch in diesem Jahr nicht versäumen, einige Kinder/ Mütter/ Väter hervorzuheben, welche mich besonders berührt haben.
Elsa du hast gleich den Jahresbeginn ganz spannend gestaltet. Ursprünglich wollte deine Mama im Geburtshaus gebären, irgendwann hieß es, das sei nicht möglich. Nach langer Überlegung wurde dann nach einer Klinik gesucht. Dann hast du deine Mama mit ständig wechselnden Kindslagen beschäftigt. Selbst nach erfolgreicher Wendung hast du dich wieder zurück in BEL gedreht. Für deine Mama eine echte Herausforderung. Am Ende lagst du wieder in Schädellage, hast dann aber unter der Geburt das andere Tor zu dieser Welt gewählt. Von deiner Mama lernte ich Belastbarkeit und Flexibilität.
Ava, die Begegnung mit deiner Mama war von Anfang an ganz besonders. Sofort spürte ich eine Verbindung und bin sehr dankbar, dass wir uns begegnet sind. Den Humor deines Papas habe ich schnell zu schätzen gelernt. Von deiner Mama lernte ich Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit.
Kenzo, deine Mama lernte ich schon bei deiner Schwester kurz kennen. Diesmal hat sie sich sehr frühzeitig bei mir gemeldet und einer Betreuung stand nichts im Wege. Sie supportet mich, wo immer jemand eine Hebamme oder Hilfe rund um Schwangerschaft und Geburt sucht und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Von deiner Mama lernte ich Loyalität und Organisationstalent.
Henriette, die Begleitung deiner Eltern war zunächst von einem schwierigen Start bei eurer Geburt geprägt. Schnell ging deine Mama ins Vertrauen und gab euch die Möglichkeit für eine wunderschönen Bindung. Es macht mir große Freude, euch als Familie zusammen zu erleben. Von ihr lernte ich Mut und Disziplin.
Matilda Poppy Lou, was habe ich mich gefreut, als sich deine Mama erneut bei mir gemeldet hat. Seit 2021 kennen wir uns nun schon und ich fühle mich sehr verbunden mit euch. Auch war es ein wahres Geschenk mitzuerleben, zu welch wunderbarem Menschen deine Schwester herangewachsen ist. Sie hat mit viel Interesse beobachtet, was ich da so mit dir mache und das eine oder andere Mal meine Laserbehandlungen bei deiner Mama nachgespielt. Auch dein Papa – der Fels in der Brandung – von ihm lernte ich Gelassenheit und Ruhe. Deine Mama lehrte mich Spontanität und Verständnis.
Lia, deine Mama kenne ich auch schon eine ganze Weile. Du hattest eine wunderbare Schwangerschaft, aber euer Start war sehr holprig. Am Ende hast auch du das andere Tor zu dieser Welt gewählt. Deine Mama hatte große körperliche Herausforderungen zu meistern. Euer Stillstart war strapaziös und sehr schmerzhaft. Deine Mama ist über sich hinausgewachsen und hat über Wochen alles gegeben und es war und ist für mich tief beeindruckend, was für eine schöne Stillbeziehung ihr jetzt zusammen habt. Von deiner Mama lernte ich Geduld, Durchhaltevermögen und Nervenstärke.
Malo, auch du hast so großartige Eltern. Mit viel Liebe und ganz ruhiger Energie, wurdest du ins Leben begleitet. Es ist immer wieder eine Freude zu euch zu kommen und diese Energien zu spüren. Darüber hinaus wurde ich mit frisch gebackenem Brot verwöhnt (dein Papa ist ein wahrer Meister). Von deiner Mama lernte ich Achtsamkeit und Anmut.
Mein lieber Oskar, inzwischen ist auch das schon eine Tradition, dass ich dich hier mit erwähne. Ich bin von tiefer Dankbarkeit erfasst, dass ich dich aus nächster Nähe aufwachsen sehen darf. Du machst uns so viel Freude. Deine Energie ist sagenhaft und ich bin fasziniert von deiner Sicht auf die Welt. Viele schöne gemeinsame Stunden hatten wir in diesem Jahr. Für das neue Jahr, dass für dich ganz besonders wird, schließlich wirst du großer Bruder, haben wir schon einige Ausflüge und Übernachtungspartys geplant. Ich freue mich drauf! Ebenso freue ich mich auch schon riesig auf dein Geschwisterchen.
Alle Eltern die ich in 2024 begleiten durfte, sind mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich hier nur Einige persönlich benannt habe. Wie wunderbar und besonders ist es, dass ich viele von euch nun schon Jahre kenne und zum wiederholten Male zu euch kommen darf. Ich danke euch für euer Vertrauen, euren Humor und euer Verständnis, wenn ich mich mal verspätet habe, oder gar einen Termin absagen musste. Das Hebammenleben ist bunt und oft schwer planbar.
2024, du kannst gerne gehen.
2025 Willkommen!
Ich wünsche euch allen für das neue Jahr Gesundheit, Glück, viele friedliche Momente und jede Menge Sonnenschein. Lasst und gemeinsam loslaufen mit einem beherzten Ja!